Mein Arbeitgeber, eine mittelständische Druckerei, hatte Konkurs angemeldet. Ich war dort über 15 Jahre im Verkauf und in der technischen Vorstufenbetreuung tätig. Wie sollte es weitergehen? Mit einer Familie mit drei Kindern war das keine leichte Entscheidung. Es hatte sich ein Interessent für die Druckerei zur Übernahme gemeldet, aber im Gespräch mit ihm war schnell deutlich, dass er nur an den Materialwerten Interesse hatte.
Ich besuchte meinen Hauptkunden, um ihn über die aktuelle Situation zu informieren. Er machte mir Mut, mich selbstständig zu machen – er würde mich unterstützen. Auf der Heimfahrt besprach ich die Sache mit Gott. Er war im Teenageralter in mein Leben getreten und seitdem folgte ich ihm nach, arbeitete in der Gemeinde mit und hatte dort auch Leitungsfunktionen. Mir war es wichtig in dieser Situation seinen Willen zu erfahren. Gott gab mir keine klare Anweisung, überließ mir die Entscheidung, aber ich spürte eine starke Geborgenheit und Gottes Zuwendung – egal wie es weiterging. So traf ich die Entscheidung, mich selbstständig zu machen und mich um Gottes Sachen zu kümmern, wie in Matthäus 6,33 steht: „Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen.“ Und Gott gab mir die Zusage, dass er sich um meine Angelegenheiten kümmert.
Ich erlebte in den nächsten Wochen einige verrückte Sachen: Die Bank winkte meinen Kreditantrag einfach durch – ohne großes Geschäftskonzept. Auf der Suche nach einem Büro begegnete mir ein Lithograf mit dem ich früher öfter zu tun hatte. Auf die Frage, ob er vielleicht jemand kennt der mir ein Büro vermietet sagte er: „Ich habe einen kleinen Laden, den kannst du günstig mieten – ich habe den für dich freigehalten, ich wusste dass du kommst.“ Am ersten Tag der Selbstständigkeit saß ich im Büro und schon klingelte das Telefon: Ein Unternehmensberater brauchte Layouts und Drucksachen – ich hatte ihm viele Jahre vorher als er noch Jugendlicher war, geholfen ein Buch zu produzieren. Das hatte ihn so beeindruckt, dass er sich an mich erinnert hatte. Viele Jahre hatte ich bei einem Schulverlag in München versucht Zeitschriften zu akquirieren – keine Chance. Schon kurz nach meiner Selbstständigkeit rief mich der Verlagsleiter an und fragte mich ob ich eine Zeitschrift layouten kann. Das war natürlich prima. Ein paar Monate später rief seine Mitarbeiterin an, sie haben noch weitere Zeitschriften zu vergeben, wir dürfen uns aussuchen wieviele und welche wir machen möchten. Damals waren wir dann schon zu dritt.
So ging es weiter – ich machte viel in der Gemeinde – Gott kümmerte sich ums Geschäft. Wir hatten keinen Monat mit Verlust und es war immer genug Liquidität da – oft auf den Tag genau. Da gäbe noch sehr viel zu erzählen … Das ist nun über 20 Jahre her.
Es geht nicht immer Aufwärts
Vor 2 Jahren eröffnete uns ein anderer Verlag, für den wir auch seit vielen Jahren Zeitschriften layouteten, dass eine interne Umstrukturierung ansteht und er alle Zeitschriften innerhalb der Firmengruppe abgeben muss. Wir würden alle diese Projekte verlieren – ca. 30 % unseres Umsatzes. Das würde uns in eine schwierige Situation bringen – das war eigentlich nicht zu verkraften. Selbstverständlich war die Zeit an uns nicht vorbeigegangen, wir machten viele Webobjekte und Programmierungen, aber auch alles, was zu einer normalen Werbeagentur gehört. Trotzdem ließ sich so eine Lücke nicht ausfüllen. Was tun?
Ein Bekannter „F“ auch von der ICCC, rief mich mal wegen Drucksachen an und fragte, wie es mir geht. Ich erzählte im die Situation. Darauf fragte er mich, ob ich nicht mit ihm zusammen 1x in der Woche für unsere Agentur beten möchten – nur eine halbe Stunde. Das kam für mich sehr überraschend. War ich mir selber überhaupt so wichtig, so ein Angebot anzunehmen? Gott würde sich doch auch sicher auch so um uns kümmern – oder?
Ich sagte zu. Jeden Freitag um 8 Uhr Gebet mit „F“ für unsere Firma. Seitdem hat Gott viele Gebete konkret erhört – ich kann gar nicht alles erzählen. Letztes Jahr war im Digitaldruckbereich auf einmal nichts mehr los. Wir beteten dafür und als ich danach in meine Mails schaute, waren da drei größere Druckaufträge. Ab da war immer Arbeit da – über ein halbes Jahr. „F“ betete einmal, dass ein Unterschied sichtbar werden sollte zwischen der Arbeit die wir machten (konkret das Layout der Zeitschriften) und denen die das jetzt machen sollten. MIr war das in diesem Moment gar nicht so wichtig, aber anscheinend Gott: In der darauffolgenden Woche kam der Chefredakteur zu mir und sagte, dass der neue Verlag die Layouts so nicht machen kann. Sie haben selbst gesagt dass die Grafiker das so nicht können und auch evtl. weiter unsere Hilfe brauchen!
Seit Anfang des Jahres sind nun diese Projekte weg. Wir haben nichts groß Neues dazu bekommen, trotzdem ist unsere Liquidität besser wie vorher. Keine Ahnung wie das geht. Es kommen im Moment viele neue, aber kleinere Kunden dazu. Und das, wo Druckereien und Agenturen im Moment wirklich am kämpfen sind. Trotzdem waren auch Monate dabei wo es sehr ruhig war. Wie schnell fühlt man sich dann verloren, macht sich Sorgen um die Existenz der Firma. Wie sehr hilft da Gebet! Auf einmal spürte ich nach dem Gebet so eine Geborgenheit und Zuversicht, dass ich das ganze Wochenende gut gelaunt und sorgenfrei war. Gemeinsam vor Gott zu stehen führt aber auch zu einer Veränderung der eigenen Persönlichkeit. Statt Angst entsteht Gelassenheit, neues Vertrauen. Oft ist der Betrieb gar nicht mehr so wichtig sondern es geht um persönliche Dinge und Beziehungen und Gott spricht in mein Leben hinein.
Und was noch wichtig ist: In dieser Zeit ist eine Freundschaft entstanden, ein tiefes Verstehen füreinander. Die Gebetszeit wurde zu einer der wichtigsten Zeiten für mich.
Manfred Popp